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"...Wenn ein Mann im schwarzen Mantel vor dir steht, mit schwarzem Hut und glühend roten Augen und er dir die Hand ausstreckt, geh niemals mit..."

Meine Eltern waren über das Wochenende weggefahren, ich war allein zu Hause, nur Toulouse, meine Katze, war bei mir. Draußen war es schon dunkel und langsam überkam mich die Müdigkeit. Ich legte mein Buch weg und schaltete das Licht aus. Toulouse rollte sich am Fußende zusammen. Ich schlief fast augenblicklich ein und fing an zu träumen.
In meinem Traum lag ich in meinem Bett. Ich wachte auf. Irgendetwas hatte mich geweckt, aber was? Als ich mich in meinem Zimmer umschaute, sah ich ein rotes Licht unter meinem Bett. Ich schaute hinein. Bodenlose Tiefe, nichts, nur das rote Licht. Ein eisiger Schauer überkam mich. Ich kroch tiefer in meine Bettdecke. Dann spürte ich, das noch etwas anderes im Raum war, etwas unsagbar altes. Älter als die Menschheit. Ich riß meinen Blick von dem Licht los und schaute auf. Wieder sah ich diesen roten bodenlosen Abgrund. Aber diesmal in den rotglühenden Augen einer Gestalt. Sie trug einen schwarzen Mantel und einen schwarzen Hut. Nur die Augen waren darunter zu erkennen, diese rotglühenden, bodenlosen Augen. Ich schaute direkt hinein. Und auf einmal verspürte ich eine wohlige Wärme in mir aufsteigen. Mir war plötzlich alles egal, ich sah nur noch diese roten Augen, diese Tiefe. Dann fing er an mit mir zu reden. Seine Stimme war dunkel und tief. Sie hatte etwas bedrohliches, war zugleich aber auch lockend, verführerisch. Er rief mich zu sich, sagte, er brauche mich. Er versprach immer bei mir zu sein, mich zu beschützen, mein Freund zu sein. Mit jedem seiner Worte stieg dieses Gefühl innerer Wärme. Er versprach mir all das, was ich sonst nie hatte, all das, wonach ich mich in meinem Leben so sehr sehnte. Langsam streckte er seine Hand zu mir aus. Ich zögerte noch, dieses Gefühl einer Bedrohung, diese Warnung, wollte nicht aus dem Zimmer weichen. Andererseits, dachte ich bei mir, war es ja nur ein Traum, wenn ich aufwachte, wär eh alles vorbei. Also streckte ich meine Hand zu ihm aus. Das Lodern in seinen Augen wurde stärker. "Komm zu mir!" flüsterte er. Ich zögerte, etwas in seiner Stimme hatte sich verändert. Sie war tiefer geworden, rauher, sie hatte etwas altes an sich. Das Glühen in seinen Augen verstärkte sich, es wirkte böser. "Komm zu mir! Spiel mit mir!" flüsterte er noch eindringlicher. Ich konnte seinen Augen nicht entfliehen, diese undurchdringliche faszinierende Tiefe hielt mich fest. Seine Hand kam näher. Dann hörte ich Toulouse fauchen.
Ich wachte auf. Das Gefühl einer Bedrohung war immer noch in mir. Die Wärme war verschwunden, mir war wieder kalt. Ich suchte Toulouse. Sie hockte am Ende des Bettes, mit gesträubtem Fell und aufgerichtetem Schwanz. In Angriffsposition kauernd, starrte sie auf eine Stelle vor meinem Bett. Langsam wich das Gefühl einer Bedrohung und auch Toulouse entspannte sich wieder, sie kam zu mir und legte sich neben mein Kopfkissen. Frösteld kuschelte ich mich in meine Decke. Hatte ich alles nur geträumt?

"...denn es ist der Spielemaster, der dir deine Seele nimmt!"

Désirée Becker
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