Dunkle Seiten
Ich fahre mit meinen Freunden Chris, John, Alex und Daniel Fahrrad. Wir haben unsere Rechner dabei. Sie sind auf Anhängern befestigt, welche an unsere Räder gekoppelt sind. Wir fahren auf einer Landstrasse. Um uns herum nur Wiesen und Felder. An den Seiten der Strasse stehen Bäume. Die Sonne scheint. Wir lachen und feixen. Sind allein auf der Strasse.
Schließlich kommen wir an unserem Ziel an. Es ist ein Feldweg, der von der Strasse weg auf ein Feld führt. Er endet vor einem Hügel. Das komplette Gebiet um den Hügel herum ist eingezäunt. Schilder warnen vor dem Betreten. Wir fahren bis vor den Zaun. Daniel steigt vom Rad und öffnet eine zuvor verdeckte Stelle im Zaun. Wir schieben unsere Räder durch den Zaun hindurch und Daniel schließt den Zaun hinter uns wieder. Wir schieben unsere Fahrräder näher an den Hügel heran. Alex geht hin und wischt Gras und Erde beiseite. Ich erkenne zwei alte verrostete Stahltüren. Chris und John treten vor und öffnen sie. Das erwartete Quietschen bleibt aus. Daniel und Alex gehen auf die Türen zu und verschwinden in der Dunkelheit. Nach kurzer Zeit hört man ein Klicken und ein dumpfes Grollen. Dann gehen in der Tiefe die Lichter an. Ich erkenne jetzt eine Treppe, die nach unten führt. Die Jungs beginnen damit, die Rechner nach unten zu schleppen, während ich die Räder verstecke und abschließe. Als der letzte Rechner nach unten gebracht wird, drückt mir Daniel noch ein HeadSet in die Hand, mit den Worten: "Wir schließen schon mal die PCs an. Komm nach, wenn hier alles in Ordnung ist. Keine Sorge, du wirst uns schon finden!" Dann geht auch er runter. Knappe 5min.später bin ich fertig und folge den Jungs. Ich gehe die Treppen hinunter und schließe die Türen hinter mir. Es sind Stahltreppen, mit einem Gitterrost als Stufen und ohne Geländer. Der ganze Treppengang scheint aus Metall und ist an vielen Stellen verrostet. Als Lichtquelle dienen Glühbirnen, die in unregelmäßigen Abständen an den Wänden befestigt sind. Dicke Rohre und Kabel laufen daran entlang. Die Treppe führt nicht sehr tief. Vielleicht 30 Stufen. An ihrem Ende finde ich mich in einem quadratischen Raum wieder. Er ist nicht sehr groß. Mehr eine Art Vorraum. An der mir gegenüberliegenden Wand kann ich eine Gittertür erkennen, darüber sind in der Wand zwei Pfeile zu sehen. Einer zeigt nach oben, der andere nach unten. Dieser leuchtet. Ein Aufzug! Ich gehe näher heran und kann einen schräg nach unten verlaufenden Schacht erkennen. An der Wand zu meinen Füßen sehe ich eine Schiene mit einer Kette. Sie bewegt sich. Die Jungs sind also auf dem Weg nach unten. Ich lehne mich an die Wand und warte. Ein paar Minuten später leuchtet der obere Pfeil auf. Ich warte noch etwa15 Minuten, dann ist der Aufzug wieder oben. Ich steige ein und wähle die einzig mögliche Etage: Untergeschoss.
Nach etwa 10 Minuten Fahrt verspüre ich auf einmal ein Kribbeln, das durch meinen ganzen Körper rieselt. So, als ob ich einen ganz leichten Stromschlag bekommen hätte. Durch mein HeadSet summt eine weibliche Stimme: "Das Spiel hat begonnen" Dann ändert sich mein Blickfeld. Auf einmal habe ich das Gefühl, viel besser im Dunkeln sehen zu können. In meiner Hand befindet sich plötzlich eine Dessert Eagle, auf meinem Rücken ist ein Rucksack und an meinem Gürtel befinden sich verschiedene Granaten. Ich schaue weiter an mir herab. Ich habe eine knappe, enge Hose an, trage Stiefel und Handschuhe und das Oberteil scheint eine Art metallverstärktes Top zu sein. Als meine Hand zu meinen Haaren fährt, bemerke ich, das sie in einem Zopf aus einem Cappi ragen. Chriss Stimme summt in meinem Ohr: „toXic, mach, dass du nach unten kommst! Wir brauchen Verstärkung!“ Ich bin total verwirrt, weiß nicht, was er von mir will. Aber da schießt auch schon ein purpurner Strahl durch meinen Brustkorb. Meine Muskeln werden locker. Die Waffe fällt mir aus der Hand und ich schaue verwundert, durch einen roten Schleier, auf das faustgroße Loch in meinem Brustkorb. Langsam kippe ich vornüber. Ich liege auf dem Boden und sehe nur noch, wie rechts von mir große schuppige Füße aufkommen. Dann stehe ich wieder vor dem Fahrstuhl. Durch mein Headset dringen Schreie und irres Lachen an mein Ohr. Ab und zu eine weibliche Stimme, die meldet, welcher meiner Freunde gefallen ist. “ Tykoon / Nacotix / Cyclops /DeathBrigade“ Und immer wieder Chriss Stimme: “toXic, wo bleibst du?“
Ich laufe zum Fahrstuhl. Steige ein. Er ist blutbefleckt. Überall Blut. Mein Blut! Ich drehe mich um und sehe Armor und eine bessere Waffe in der Ecke des Fahrstuhls. Ich sammel sie ein. Der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung. Ich richte meine Waffe nach oben. Diesmal bin ich vorbereitet. Ich warte. Schreie und Lachen dringen durch mein HeadSet. Von oben kommen die ersten Gegner. Ich muss nur 2 Minuten durchhalten, dann bin ich bei den anderen. Ich schieße, ich schreie, ich lache. Blaues Blut meiner Gegner trifft mein Gesicht. Ich schieße. 1 Minute noch. Ich lache. 30 Sekunden. Die Gegner erreichen mich. Es sind zu viele. Plötzlich hält der Fahrstuhl. Hinter mir beginnen andere zu schießen. Alle Gegner eliminiert. Von oben kommen keine weiteren. Ich drehe mich um. Chris und Daniel stehen vor mir. Besudelt mit grünem, blauem und rotem Blut. Beide grinsen. „Danke Chris, Danke Daniel“ bringe ich hervor. Das Grinsen verschwindet. „Diese Namen sind uns unbekannt!“ sagt Chris. „Oder kennst du sie Cyclops?“ Daniel antwortet:“ Nein, ich glaube, toXic braucht ein Health Pack. Da drüben findest du eins!“ Er deutet in eine Ecke. Ich bin etwas sehr stark verwirrt. Trotzdem sehe ich mich um du sehe in einer Ecke ein leuchtendes rotes Kreuz. Ich laufe hin und sammel es ein. Sofort fühle ich mich besser.
Ich schaue mich weiter um. Ich befinde mich in einem großen Raum. An den Wänden stehen Metalltische, darauf befinden sich die Rechner. Im Raum selber befindet sich eine Trennwand mit einem Durchgang. Dieser wird durch elektronische blaue „Linien“ versperrt. An der Wand neben diesem Gitter, gibt es einen Kasten mit blauem Licht. Im ganzen Raum gibt es zwei massive Stahltüren. Eine von ihnen schließt sich gerade hinter meinem Rücken und die andere befindet sich an der Wand zu meiner Linken. Der Boden davor ist ebenfalls blutbesudelt. Links und Rechts neben dieser Tür stehen zwei Rechner. Der von Alex und der von Daniel. Zur Zeit sitzen Alex und John vor den PCs. John lacht irre vor sich hin und Alex schreit:“ Cyclops, Tykoon, toXic! Wir können sie nicht länger zurückhalten. Sie brechen wieder durch!DeathBrigade! Mach dich bereit!“
Plötzlich beginnt eine Lampe über der Tür rot zu leuchten. Ein durchdringender Signalton erfüllt den Raum. John springt auf und stellt sich vor die Tür, die Waffe feuerbereit. Chris gesellt sich dazu. Daniel sprintet zu seinem PC. „toXic!“ schreit er „Hilf uns endlich!“ Wie ohne mein Zutun stelle ich mich neben John und Chris. Warte. Langsam öffnen sich die beiden Teile der Tür. Sie werden von Tentakeln geöffnet. Ich schaue entsetzt durch den immer größer werdenden Spalt. Monster bewegen sich dahinter und zwei Menschen. Sie flimmern leicht. Sie sehen ein wenig aus wie Alex und wie Daniel. Über ihnen flimmern Namen. “Cyclops“ und „Nacotix“ Ich bin wieder etwas verwirrt. Doch als ich die ersten Monster durch die Tür dringen sehe, handel ich instinktiv und baller, was das Zeug hält. John fängt an irre zu lachen und rennt auf die Monster zu. Schon wird ihm der Kopf von den Schultern gerissen. Aber kurze zeit später rennt ein neuer John an mir vorbei. Wieder zum Schlachtfeld. Auch ich werde getroffen. Ich renne zurück zum Health Pack. Hinter mir ertönt ein Schrei. Ich schaue zurück und sehe nur noch, wie Chris von den Tentakeln gepackt und in zwei Hälften zerissen wird. Diese landen in einem Gewühl aus kreischenden Monstern. Doch neben mir materialisiert sich schon ein neuer Chris, welcher wieder zum Schlachtfeld rennt. Da ich kurzzeitig zu ihm rüber gesehen habe, kann ich erkennen, wie in der Ecke eine neue Waffe erscheint. Eine Art Raketenwerfer. Ich lasse meine alte Waffe fallen, schnappe mir die neue und richte sie auf das Tentakel-Monster. „Ducken!“ schreie ich und schieße. Chris und John ducken sich. Ich werde von dem Rückstoss an die Wand hinter mir geschleudert. Direkt in ein neu erscheinendes Health Pack. Dann sehe ich, wie die Rakete ihr Ziel trifft: das große rot glühende Auge des Monsters. Ein ohrenbetäubendes Brüllen erschüttert Mark und Bein, dann sackt das Monster in sich zusammen und die Türen schließen sich wieder. Als diese zu sind, können wir auch die anderen Monster töten.
John und Chris stehen wieder auf, drehen sich zu mir um und auch Daniel und Alex schauen von ihren PCs auf. Und alle vier beginnen zu lachen und zu jubeln. Ich bin immer noch total verwirrt und am verzweifeln. Vollkommen mit dem Blut meiner Feinde besudelt schaue ich die Jungs an. „Was ist das hier? Was soll das?“ frage ich. „Das ist Real-Life-LAN toXic! Was sonst?“ sagt Daniel. „Das ist Wahnsinn!“ antworte ich. John lacht irre:“ Ja! Wahnsinn! Ist das nicht toll? Das ist wahnsinnig!“ Ich seufze:“ John, jetzt beruhige dich erstmal!“. „John? Ich kenn keinen John. Kennt ihr einen John?“ fragt er die anderen. Diese verneinen. Ich verdrehe meine Augen, seufze und gehe zu meinem PC. Dieser ist schon angeschaltet und irgendein Ego-Shooter läuft. Ich setze mich hin und pausiere das Spiel. Schlagartig verspüre ich wieder dieses Kribbeln. Eine weibliche Stimme verkündet, das ich das Spiel unterbrochen habe. Meine Kleidung verändert sich und mein Körper nimmt wieder seine alten Massen an. Ich schaue zu den Jungs rüber und sehe sie in ihren Alltagsklamotten dastehen. Das Blut im Raum ist verschwunden. Ebenso die Waffen und die Health Packs.
„Jungs?“ frage ich. “Ja?“. „Was war das?“ Daniel steht von seinem PC auf und geht zu mir:“ Das, Becker-Hz, war mal wieder eine richtig gute LAN.“ „Aber, die Monster waren echt! Wir sind richtig gestorben!“ sage ich entsetzt. Chris antwortet:“ Nein, Becker-hz, das passiert nur im Spiel und das geht auch nur in diesem Bunker!“ John ergänzt:“ Und das Spiel dauert auch nur eine Stunde. Wenn diese rum ist, stellt sich das Spiel aus und wir sind wieder normal!“ Alex stellt in der Zwischenzeit das Spiel aus, steht auf und zieht den Stecker. Alle Rechner gehen aus. „Lasst uns erstmal in den Aufenthaltsraum gehen!“. Er geht zu dem Durchgang. Die Gitterlinien sind fort. Wir gehen hinterher und kommen in einen ganz normalen Raum, mit Einbauküche, Fernseher und anderen Annehmlichkeiten. Es gibt eine weitere Tür, die anscheinend ins Badezimmer führt. In dem Raum gibt es auch ein großes Podest, mit unzähligen Matratzen, Kissen und Decken. Chris sagt:“ Lasst uns schlafen gehen.“ Er dreht sich um, drückt einen Knopf und das Gitternetz erscheint im Durchgang. Wir gehen zum Podest, kuscheln uns aneinander und schlafen ein.
Désirée Becker
© Copyright
|