„Du musst ...mir helfen... Kik“
„Ich ... ich kann nicht, ich weiß nicht wie!“
Kikai schaute auf den am Boden liegenden jungen Tryker. Die Zangen des Kinchers hatten seinen Torso zerrissen und eine klaffende Wunde in seinem Bauch hinterlassen. Teile seiner Rippen waren zu sehen und ragten wie spitze Pfähle aus Gebein durch seinen Brustkorb.
Er lag im Sterben.
„Du... du kannst es.... Kik...“ er brach ab, als ein Hustenanfall seinen Körper schüttelte. Als er sich wieder beruhigte, flackerte sein Blick und ein feiner Blutfaden rann seinen Mundwinkel hinab um sich mit dem Blut auf seiner Brust zu vermischen. Die Rippen sehen aus wie elfenbeinfarbene Klingen in einem roten Meer. Eine Hand schob sich schwach in die ihre und Kikai ergriff sie zitternd.
„Ich weiß das... das du ... es kannst... ich vertrau ...“ Seine Stimme brach und sein Blick flog mit den Wolken im Himmel ehe sich sein Augen schlossen.
Kikai schaute entsetzt auf ihren Freund hinab.
„Was... nein ... nein bitte nicht“ eine Träne rinnt ihre Wange hinab, fällt lautlos auf den malträtierten Körper ihres Freundes. Sie fühlte sich verlassen und hilflos. Was sollte sie nur machen? Was konnte sie schon tun?
In ihrer Not blickte sie zum Himmel empor und bat stumm um Hilfe. Wenn sie selbst auch nicht dem Glauben Jenas oder der Kami angehörte, so glaubte doch ihr Freund an sie. Kikai schloss die Augen und rief leise um Hilfe, in der Hoffnung etwas möge geschehen.
Und tatsächlich begannen ihre Hände leicht zu glühen. Wärme durchflutete ihren Körper und sie fühlte sich sonderbar leicht. Langsam stieg Kikai in die Luft empor, bis sie über ihrem gefallenen Freund schwebte. Das Leuchten wurde intensiver, stärker, Kikais Körper kugelte sich zusammen und das Glühen wanderte von ihren Händen ihre Arme empor, bis es sie ganz einhüllte. Nun schwebte sie in einer Kugel aus weichem weißen Licht über dem Boden. Wärme und Geborgenheit durchfluteten ihren Geist. Das Licht war so strahlend, dass es durch ihre geschlossenen Lider drang. Kikai lachte leise.
Sie wusste nun, was sie tun musste.
Ihr Kopf fällt in den Nacken Ihre Augen sind weit aufgerissen, als sie gen Himmel starrt, ein letztes Mal pulsiert das Leuchten um sie herum. Dann verschwindet es so plötzlich, wie es kam.
Zurück bleibt eine völlig erschöpfte Kikai, welche langsam zu Boden sinkt und ohnmächtig neben ihrem Freund zusammensackt.
Vorsichtig schlägt sie ihre Augen auf. Ihr erster blick gilt ihrem Freund. Ein Gefühl des Glücks und der Sorglosigkeit umfasst ihr Herz, als sie sieht, dass seine Wunden sich geschlossen haben und er ruhig atmend neben ihr liegt.
Von diesem Tage an, so beschloss sie, würde sie diese neue Kraft, welche ihr gegeben wurde, nutzen, um ihre Freunde und Liebsten zu schützen.
Wer auch immer ihr diese Gabe schenkte, seien es nun Jena oder die Kamis gewesen, sie taten es nicht aus einer Laune heraus, sondern hatten so auf ihr Flehen geantwortet, damit sie Wärme und Geborgenheit unter die Homins bringen konnte.
Désirée Becker
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