Wenn du einsam bist, und es gar nicht weißt. Wenn du jemanden vermisst, von dem du gar nicht weißt das er existiert. Bleibt trotzdem immer das Gefühl der Sehnsucht in dir. Ohne es zu spüren. Erst wenn er dir über den Weg läuft. Doch dann ist alles zu spät...
Du siehst seine blauen Augen, hörst sein Lachen. Versinkst immer mehr in diesem gefühl der Geborgenheit. Er ist alles, was du dir schon immer erträumt hast, das was du schon immer in deinem Leben vermisst hast. Du wusstest gar nicht, das dir etwas in deinem Leben fehlte. Dann läuft er dir über den Weg und du hast dieses Gefühl der Einsamkeit. Du weißt, du musst diesen Jungen kennenlernen. Und so setzt du alles auf eine Karte. Du gehst zu ihm, sprichst ihn an. Er schaut von seinem Buch zu dir auf, sieht dir in die Augen. Und du versinkst in dem strahlenden Blau. In dem unendlichen Meer, dass seine Augen füllt. Du spürst die Sehnsucht, das Verlangen. "bitte nimm mich in die Arme. Sei bei mir!". Aber natürlich sagst du nichts. Du siehst nur in seine Augen und kein Wort kommt über deine Lippen. Dann, das erste mal hörst du seine Stimme. Sie kommt dir so vertraut vor. Hast du sie schonmal gehört? Diese Stimme, so wunderschön. Sie soll die Melodie für euren Tanz sein. Für den Tanz den nur ihr beiden kennt. Den nur ihr tanzen könnt. Noch immer kein Wort, das deinen Mund verlässt. Nur ein stummer Blick in seine Augen, der alles sagt, was du fühlst. Dann steht er auf. Er überragt dich um eine kopfeslänge. Mindestens. Er hält dir eine Hand entgegen. Und nach einem abwesenden Blick ergreifst du sie. In gedanken beginnt euer tanz. Von dem nur du weißt, das er begonnen hat. Er führt dich auf die Tanzfläche und ihr beginnt zu Kreisen. Alles andere vergessen. Nur dieser eine Tanz wird euer sein. Euer Tanz dauert Wochen. Immer mehr versteht er, wie die Figuren sind, welche Schritte er tun muss. Und dann irgendwann der Höhpunkt der zweiten Szene. Ihr seid zusammen. Ihr seid glücklich. Eure Liebe überstrahlt die anderen Tanzpaare. Und die anderen werden ergriffen von diesem Gefühl der Geborgenheit. Fügen sich in euren Tanz mit ein. Und die Harmonie scheint perfekt.
In der Wirklichkeit ist alles so wunderschön, wenn er bei dir ist. Du liebst ihn und er bringt dir dieselben Gefühle entgegen. Nichts kann euch trennen. Ihr beschließt, das eure Eltern sich kennen lernen sollten. Es ist zeit. Und es war euer größter fehler. Denn eure Eltern kennen sich. Sie kennen sich zu gut.
Und die Melodie schwindet... der Tanz wird langsamer. Die Figuren bleiben aus und es ist nur noch ein stummes kreiseln. Bis auch das endet und ihr allein in der Mitte des Saales steht. Die anderen Paare endeten schon lange mit diesem Tanz. Der Höhepunkt ist vorbei und somit auch euer tanz. Der einzige den ihr jeh tanzen durftet. Die Paare starren euch an. Die Geborgenheit verflogen. Die EInsamkeit kehrt zurück. Ein letzter Blick in seine blauen Augen. Gar nicht mehr stumm. Das Meer in ihnen aufgewühlt, von denselben störenden Gefühlen. Diesmal verlassen Worte deine Lippen. Die einzigen, die jeh wirklich gesprochen wurden?
"Halt mich fest! Sei bei mir! Verlass mich nicht!"
leise
"Ich liebe dich"
Doch vorbei die Zeit der Worte. Als was du sagen konntest blieb ungesagt. Und alles was du jetzt hervorbringst, bleibt ungehört. Der letzte Blick. Auch er endet. Seine Augen verschlossen. Der Weg zu diesem Meer der Freiheit für immer versperrt. Du fühlst, auch er möchte dir etwas sagen. Doch eine starke hand umklammert seinen Arm. Dreht ihn von dir weg. Seine Hand gleitet aus der deinen. Und das letzte was du spürst. Ist ein Tropfen aus diesem weiten Meer, der deine Wange hinabrinnt. Sich mit deinen eigenen vereint. Seine Hand verlässt die deine. Du stehst allein. Schaust ihm hinterher. Der Zug verlässt den Bahnhof. Und nichts kann ihn mehr zu dir zurückbringen. Der Wind auf dem Weg zu deinem Heim, das nie mehr deine Heimat sein wird, lässt die Blätter tanzen. Und seine letzten Worten wispern, wie Hoffnnug und Qual zugleich:
"Ich liebe dich ...... Schwester."
© Copyright Désirée Becker
Juli 2004