Zordias lernte dereinst ein junges Mädchen kennen, welche wie er, der Magie mächtig zu sein schien. Sogleich ward er bezaubert von ihren Augen die wie Sterne funkelten und ihrem Lachen, welches so hell wie kleine Glöckchen im Abendwinde erklang.
Amadea nannte sie sich. Amadea, die Magierin. Viele gemeinsame Stunden verbrachte er mit dieser jungen Frau und er lernte viel über ihre Vergangenheit und die Geschichte der Sippe. Selten wandte sie die Magie an, sagte, sie habe gelernt, sie zu unterdrücken. Zu groß sei der Schaden welchen sie anrichten könne, würde sie ihr Temperament nicht zügeln. Doch Zordias überzeugte sie, dass die Kräfte in ihrem Inneren nicht unterdrückt werden dürfen, dass sie lernen müsse mit ihnen umzugehen, um größeres Unheil abzuwenden. Und so lernte Amadea nach und nach das Feuer in ihrem Inneren zu beherrschen, glaubte, dass ihr gelingen könne, wovon Zordias sprach.
Doch Zordias hatte sich getäuscht. Er hatte ja nicht ahnen können, was passiert, wenn Amadea eine Türe öffnet, welche sie so lange sicher hatte verschließen können.
Es geschah eines Tages, als Zordias und Amadea am blauen Eremiten einkehrten um ein Glas wein zu sich zu nehmen. Zordias übte sich wieder einmal in seinen Künsten und versuchte vergebener Müh, einen Krug, mit bloßer Gedankenkraft zu bewegen. Während er so also damit beschäftigt war, die einzelnen Krüge in verschiedenster Art und Weise zu zerstören, wurde Amadea recht still. Ihr Blick trübte sich und als Zordias ihr in die Augen sah, entdeckte er etwas zuvor nie da gewesenes. Ein Glitzern und Funkeln in den lodernden Flammen, welche Zordias nicht wahr zu nehmen schienen.
Langsam stand Amadea auf. Sie wusste nicht, warum sie am Eremiten war. Sie wusste nicht wer der Mann vor ihr war, welcher in einem Haufen Tonkrugscherben saß, aber sie wusste, das es Zeit war. Sie wandte sich von dem Mann und der kleinen Zerstörung ab. Kurz wunderte sie sich, warum er sie so verwirrt ansah, doch es drängte sie, an einen bestimmten Ort zu gelangen. Ihre Zeit war begrenzt. Doch bald schon würde sie alle Zeit der Welt haben. Bald... wenn der erste Schritt getan war. Sie rannte los.
Amadea rannte ohne ein weiteres Wort davon. Zordias sprang auf, rief ihren Namen, doch als sie nicht reagierte, sprang auch er auf und folgte ihr. Sie lief nicht weit vor. Nur bis zu dem alten Brunnen im Magierviertel, an welchem die Schänke "Zum geschlachteten Lamm" zu finden war. Eine Taverne, die eher selten besucht wurde. Amadea rannte direkt darauf zu und verschwand durch die Türe.
Sie sah sich um. Ihr Blick fiel kurz auf den Schankwirt, welcher schwer damit beschäftigt war, einen Krug zu putzen und sie nicht zu sehen. Sie würdigte ihn keines weiteren Blickes und ging auf die rückwärtige Wand des Gasthauses zu, als sei sie ganz allein in der Taverne. Sie schob einen Vorhang zur Seite und verschwand im dahinterliegenden Gang. Warme Luft stieg ihr entgegen, der Geruch nach altem Holz und Moder lag in der Luft und ein Knistern hallte von den Wänden des alten Mauerwerkes wieder. Sie lächelte. Sie war auf dem richtigen Weg. Doch wenig Zeit blieb ihr nur noch. Es musste bald geschehen. Sie beschleunigte ihren Schritt. Bemerkte nicht Zordias, welcher ihr vorsichtig hinterher schlich.
Ein Gefühl des Unbehagens ergriff ihn und seine Nackenhaare richteten sich auf, als er Amadea hinterher ging, welche soeben hinter einem Vorhang verschwunden war. Er mochte die Taverne nicht, doch er musste Amadea folgen. Wo sie hinging konnte es ja gar nicht gefährlich sein. Als er den Vorhang beiseite schob, sah er einen alten Gang vor sich, der sich wendelartig in die Tiefe schraubte. Er hörte langsame gemessene Schritte. Das musste Amadea sein. Vorsichtig folgte er ihr.
Vor ihr öffnete sich der Gang in einen kreisrunden Raum, in dessen Mitte ein kleiner Scheiterhaufen brannte. Ratten liefen herum, Dämonen saßen bei ihrem Herrn und die wahren Meister ihrer Kunst richteten ihren Blick auf sie. Amadea lächelte, sie war zu hause. Sie ging an zwei anderen Schülern vorbei, nickte kurz und verbeugte sich dann vor ihrem Meister. Nun endlich war sie bereit, den ersten Schritt zu wagen, bald hatte sie alle Zeit der Welt. Die zwei Schüler neben ihr, begrüßten jemanden freundlich. Amadea drehte sich um und erblickte den jungen Mann, welchen sie schon am Eremiten gesehen hatte. Er sah nicht so aus, als ob er hierher gehöre. In ihr flammte unbändiger Zorn auf, dass es ein solcher Narr wagen konnte, in dieses Heiligtum einzudringen. Sie herrschte ihn an, er solle verschwinden. Solle es nie wieder wagen, hierher zu kommen. Tatsächlich spiegelte sich kurz Entsetzen in seinem Gesicht, doch dann trat er auf sie zu. Amadea bebte vor Zorn. Wie konnte er es sich anmaßen, ihr gegenüber zu treten? Er sprach von Freundschaft und dass sie sich kennen würden. Amadea lachte laut auf. Freundschaft? Sie? Mit solch einem Wicht? Niemals.
Dann spürte sie, wie sich etwas in ihr regte, wie etwas versuchte aufzubegehren. Sie wusste ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Abrupt drehte sie sich um und ließ den Mann im Raume stehen. Sie musste schnellstens das Ritual vollziehen. Zu lange war sie eingesperrt gewesen. Nun wurde es Zeit, dass sie begann, sich zu nehmen was ihr gehörte.
Amadea drehte ihm den Rücken zu. Noch nie hatte er solch einen Hass und solchen Zorn in ihren Augen gesehen. Er war erschüttert. Erkannte sie ihn nicht? Langsam wurde ihm bewusst, dass mit Amadea etwas nicht stimmen konnte. Sie ging einen weiteren Gang hinunter und nach kurzem Zögern folgte er ihr. Immer tiefer ging es hinab in das unterirdische Gewölbe. Skelette und Grabsteine lagen herum, Spinnenweben verzierten die alten verstaubten Felswände. Dies war kein Ort, an welchem er sich länger aufhalten wollte. Doch Amadea ging immer tiefer. Sie reagierte nicht auf seine Worte. Einmal kurz herrschte sie ihn noch an, er solle verschwinden. Er tat es nicht. Und so musste er mit ansehen, wie sie in der letzten Kammer ankam und sich dort in eine merkwürdige Zeichnung kniete, welche den Boden des Raumes bedeckte. Ihr Kopf war gesenkt, im stillen Gebet versunken, so glaubte Zordias. Doch dann hörte er sie sinnverwirrende Worte murmeln. Mit jedem Wort das sie sprach wurde es kälter im Raum und je durchdringender die Worte klangen so heftiger wurde das Gefühl, nicht mehr mit ihr allein in diesem Raum zu sein.
Dann schrie Amadea markerschütternd auf. Ihr Kopf ruckte nach hinten, ihre Augen im Entsetzen weit aufgerissen. Eine Feuersäule schoss, entlang der Linien der Zeichnung empor und hüllte Amadea in brennendes gleißendes unwirkliches Licht. Zordias riss die Arme vor das Gesicht und trat einen Schritt zurück, überzeugt im nächsten Augenblick nicht mehr als ein Häufchen Asche vorzufinden. Der Schrei verstummte und Zordias ließ die Arme sinken. Amadea lag ohnmächtig aber unversehrt auf dem nun kahlen Boden. Nichts in dem Raum ließ auf ein Feuer schließen und auch das Gefühl einer Bedrohung war gewichen.
Amadea schlägt langsam die Augen auf. Über sich sieht sie Zordias Blick, welcher sie besorgt anschaut. Langsam richtet sie sich auf ihre Ellbogen auf und sieht sich um. Sie fühlt sich noch sehr benommen, weiß nicht recht wie sie an diesen Ort gekommen ist, geschweige denn, wo dieser Ort ist. Sie steht vollends auf, anfangs noch schwankend, dann aber sicher und erholt. Sie sieht sich um und entdeckt den Ritualkreis unter sich. Ihre Augen weiten sich vor Schreck, Panik schleicht sich in ihren Blick. Sie fragt Zordias, warum sie hier seien, doch er sagt nur, sie habe ihn hergeführt. Doch Amadea weigert sich, dies zu glauben. Sie kennt diese Zeichnungen, sie weiß, um die dunklen Rituale der Hexer. Oft genug sind Angehörige ihrer Sippe geopfert worden. Amadea fleht Zordias an, zu fliehen und gemeinsam rennen sie den Gang hinauf, bis kurz vor den Ausgang zum Feuerraum. Amadea bleibt wie angewurzelt stehen. Dort sind die Hexer, sie spürt ihre kalte Anwesenheit. Sie kann dort nicht lang. Verzweiflung packt sie, als sie sieht, dass sie eine Gefangene ist. Doch Zordias muntert sie auf. Verwirrt muss Amadea feststellen, dass er die Hexer nicht zu fürchten scheint. Sie kommt zu dem Entschluss, dass Zordias entweder, äußerst dumm, sehr tapfer, oder verdammt naiv sein muss. Jedenfalls, schlendert er an den Hexern vorbei und bedeutet Amadea zu folgen. Amadea folgt ihm zögernd, schaut sich um wie ein scheues Reh, dem die Panik mehr als nur ins Gesicht geschrieben steht. Doch sie erreichen unbehelligt den Ausgang.
Amadea und Zordias laufen in den angrenzenden Park und ruhen sich dort aus. Sie kommen in Gespräch, über das was soeben geschehen ist und Amadea erfährt, dass sie Zordias anscheinend dorthinein geführt habe. Doch Amadea kann sich an nichts mehr erinnern. Sie wusste nur noch, wie sie mit ihm am Eremiten gesessen hat und im nächsten Moment wachte sie dort unten in dem Ritualkreis auf. Amadea erzählt Zordias, dass sie öfters solche Aussetzer hat, in denen sie nicht weiß, was sie tut. Doch sie hat es nie als sonderlich schlimm oder besorgniserregend angesehen. Zordias jedoch ist da ganz anderer Meinung. Nach einem langen Gespräch im Park gelangt er zu der Überzeugung, dass man ihr helfen müsse, sie vielleicht besessen sei.
Er unterbreitet ihr den Vorschlag, dass er mit Connar reden würde. Dieser kennt einen Hexenmeister, welcher vielleicht Rat weiß.
Amadea hört nur den Namen Connar und Hexenmeister. Entsetzen umnebelt ihren Verstand, Panik umfasst ihr Herz. Connar soll sich mit den Hexern abgeben? Und sie soll zu ihnen gebracht werden? So haben sich Zordias und Connar also nur mit ihr angefreundet um sie zu ihnen zu bringen. Sie solle geopfert werden! Und sie hatte den beiden vertraut. Wie dumm sie doch gewesen war. Amadea sprang auf und rannte aus dem Park hinaus. Es gab nur einen Platz an welchem sie jetzt noch Schutz finden konnte. Sie rannte auf den Kathedralenplatz und in die Kathedrale hinein.
Zordias sah ihren wilden gehetzten Blick und wusste dass er etwas Falsches gesagt hatte. Doch er war nicht schnell genug um sie zu beruhigen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als Amadea zu folgen, welche von Panik beflügelt in die Kathedrale eilte. Als er zu ihr aufschloss, standen sie beide vor dem Altar. Welch Ironie, dies doch war. Amadea wich vor Zordias zurück, beschimpfte ihn als einen Freund der Hexer. Es war ihm etwas unangenehm, vor allem da er jetzt von mehreren Priestern argwöhnisch beäugt wurde. Er machte einen Schritt auf sie zu, wollte sie beschwichtigen, doch sie wich ihm aus und floh erneut. Sie rannte um eine Säule herum und verschwand durch einen kleinen Torbogen. Zordias war ihr dicht auf den Fersen. Merkwürdig, hier war er noch nie zuvor gewesen. Merkwürdige Gerätschaften standen an den Wänden. Doch es blieb ihm keine Zeit näher darüber nachzudenken. Denn Amadea rannte eine kleine Treppe hinab. In ihrer Panik wusste sie anscheinend nicht, wohin sie wollte. Dann von einem Moment auf den anderen strafften sich ihre Schultern, ihr Schritt wurde ruhiger, zielstrebiger. Zordias schloss zu ihr auf. Doch als er von der Seite ihre Augen sah, wusste er, erneut war etwas geschehen. Wieder war da dieses Glitzern. Sie drehte sich ihm zu. Schrie ihn an. Sie hob einen Arm und eine enorme Hitze ging von ihr aus. Zordias wich vor ihr zurück. Dies war nicht die Amadea die er kannte. Sie schien ihn wieder einmal nicht zu erkennen.
Dann war er es, der vor ihr floh, als der Boden unter seinen Füßen zu glühen begann und die Hitze sich mit dem feurigen Blick ihrer Augen vermischte.
Er machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Treppe herauf, aus der Kathedrale hinaus. Amadea war ihm dicht auf den Fersen.
Sie folgte dem jungen Mann auf den Kathedralenplatz. Sie wusste nicht, warum sie an diesem grausigen Ort des Lichtes verweilte. Auch wenn die alten Gewölbekeller, einst eine ganz andere Sprache gesprochen haben mussten. Überall waren Folterinstrumente. Vielleicht aus einer Zeit der Inquisition stammend und den alten Gemäuern haftete etwas Böses an. Sie beschloss dereinst wieder hierher zu kommen, mit ihrem Meister und seinen Freunden um dann aus diesem Ort wieder das zu machen, was er einst gewesen sein musste. Ein Ort voller Qualen, Schmerzen und Leid, ein Ort an welchem viele Tränen geflossen sein mussten und Blut in den Ritzen des Fußbodens schwamm. Doch zunächst einmal musste sie sich um den Wurm kümmern, welcher es wagte, sie auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Dieses Subjekt hatte es nicht verdient zu leben und so beschwor sie die Feuer die in ihr brannten und ließ ihren Kräften freien Lauf. Sie genoss die Gewalt, mit der ihre Macht aus ihr herausbrach um sich in einer gewaltigen Säule aus Feuer und Glut zu entladen und den Wurm vom Antlitz der Erde zu tilgen.
Zordias spürte, die Wut, mit welcher Amadea ihren Kräften freien Lauf ließ und zum ersten Mal verspürte er so etwas wie wirkliche Angst vor dem Bösen das in diesem Mädchen zu lauern schien. Er sprang zur Seite, soweit wie möglich fort von dem Ort an welchem er soeben noch gestanden hatte. Und das Unmögliche gelang ihm. Er spürte wie die Hitze sein Haar versengte, spürte, wie seine Haut zu schmerzen begann, doch er kam mehr oder minder unbeschadet davon. Er war am verzweifeln. Er musste etwas tun. Er fasste einen traurigen Entschluss. All seine Kraft nahm er zusammen und schrie in dem lautesten Ton den er aufbringen konnte, eine Hexe sei im Kathedralenviertel. Er rief die ehrenhaften Verteidiger der Stadt auf zu ihm zu eilen. Amadea vernahm sein Rufen und sie hörte auf das Feuer heraufzubeschwören. Statt dessen sah er, wie sie gemessenen Schrittes aus dem Viertel schritt. Eine Maske tragend, die sie wie eine normale Bürgerin aussehen ließ. Sie schritt vorbei an einem Paladin, welcher soeben durch das Tor geritten kam. Vom Rufen Zordias alarmiert. Zordias lief ihm entgegen, deutete auf Amadea und rannte ihr hinterher. Auch der Paladin folgte. Zordias versuchte ihm zu erklären, dass sie die Hexe sei, doch als er das nächste Mal zu ihr hinsah, erkannte er nur eine verwirrte Amadea, die ihn aus warmherzigen Augen ansah, fragend, wie sie an diesen Ort gelangt sei.
Amadea blickte zu Zordias und dem Krieger in strahlender Rüstung auf seinem Schlachtross. Ihr gefielen die Blicke nicht, die sie ihr zuwarfen. Vorsichtig wich sie einen Schritt zurück. Sollte dieser angebliche Streiter des Lichtes auch mit den Hexern verbündet sein? Unwahrscheinlich war es nicht, denn laut Zordias verkehrte auch Connar mit diesen Monstern. Sie konnte niemandem mehr trauen. Sie war allein. Zordias bestätigte sie in dieser Annahme als er zu dem Paladin aufsah und ihn bat, mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Panik überflutete sie und sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte um ihr Leben. Also waren auch die angeblichen Streiter des Lichtes, Anhänger der Dämonen. Sie hörte Zordias ihren Namen rufen. Dann ein lautes Wiehern und das Donnern von Hufen auf Stein, als der Paladin zur Verfolgung ansetzte. Amadea sprang in den Kanal, versuchte zu fliehen, versuchte aus der Stadt zu entkommen. Aber es gab kein entrinnen. Als sie zurückblickte, sah sie Zordias nicht mehr, doch der Paladin ritt unbeirrt neben ihr am Kanal entlang. Bat sie, doch nicht vor ihm zu fliehen, es wolle ihr niemand etwas böses. Doch Amadea hörte nicht auf seine Lügen. Nahe dem Zwergenviertel kroch sie aus dem Wasser. Doch sie hatte den Paladin nicht abgehängt. Er stieg von seinem Pferd und Amadea wich zurück, bis sie die Mauer an ihrem Rücken spürte. Nun gab es kein Entfliehen mehr. Er legte sein Schwert vor ihr auf den Boden, tat alles um nicht bedrohlich zu wirken, doch die Panik in ihr, erkannte, dass dies nur eine Täuschung war. Sie sollte das nächste Opfer der Hexer werden, aber sie würde es ihnen nicht zu leicht machen. Er kam nicht näher, aber er ließ sie auch nicht aus den Augen. Langsam glaubte Amadea, dass er vielleicht doch nicht zu den Hexern gehörte, doch dann ritt Connar aus dem Zwergentor heraus. Voller Verzweiflung kreischte Amadea auf und stürzte sich ins Wasser. Betrogen wurde sie, belogen und festgehalten, bis Connar da war um sie mitzunehmen. Nun war alles aus.
Connar sah, wie Amadea sich ins Wasser stürzte. Vor ihr hatte ein Beschützer Stormwinds gestanden, das Schwert zu seinen Füßen. Ihm blieb keine Zeit zu fragen was dies solle, denn Amadea schien völlig außer Kräften und so sprang er ihr hinterher um sie aus dem Wasser zu fischen. Als er bei ihr ankam und versuchte sie festzuhalten, kreischte sie wie wild und trat und schlug um sich. Ihm gelang es nur mit äußerster Mühe, sie festzuhalten, doch beruhigen konnte er sie nicht. Unentwegt schrie sie etwas von Hexern und er würde zu ihnen gehören. Er wäre derjenige, der sie zu ihnen bringen wolle. Es zerriss ihm fast das Herz, mit ansehen zu müssen, wie jenes Mädchen, dass er nur fröhlich kannte, so wild und voller Verzweiflung war, dass es keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Dann riss sie sich los und mit einem Zauber brachte sie sich aus seiner Reichweite. Was war nur mit ihr los, dass sie solch eine Angst vor ihm hatte. Er lief ihr hinterher, verlor sie jedoch in den Wirren von Stormwinds Gassen außer Augen. Aber er konnte sich schon denken, wo sie war. Er machte sich auf den Weg zum Magierturm. Und dort fand er sie dann auch. Vollkommen apathisch an einem Tisch sitzend, den Blick stur auf die Tischplatte gerichtet. Wieder einmal glaubte er, dass sein Herz zerspringen würde, als er jenen kleinen Sonnenschein so trauernd dasitzen sah, dass ganz Azeroth eigentlich hätte weinen müssen. Auf seine Worte reagierte sie nicht und sie schien um Jahre gealtert. Was hatte sie nur so sehr verschreckt?
Sonnenstern war schon lange nicht mehr in Stormwind gewesen und so freute sie sich, als sie nach langer Zeit einmal wieder dort herumstreifen konnte. Nun endlich hatte sie auch mal die Zeit, sich den Magierturm anzusehen, von welchem ihr Amadea schon soviel berichtet hatte. Wer weiß, was sie dort erwartete. Sie schritt den sich windenden Gang hinauf und sah vor sich ein großes Portal aufragen. Vorsichtig und Ehrfürchtig zugleich schritt sie hindurch. Nachdem sie sich kurz an das komische Gefühl gewöhnen musste, welches sie erfasst hatte, sah sie vor sich einen langgezogenen Raum. An den wänden waren Bücherregale und Tische aufgereiht... und an einem von diesen saß Amadea. Neben ihr stand ein, Sonnnenstern unbekannter, Mann. Langsam schritt sie auf ihre kleine Freundin zu. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Connar sah die Nachtelfe auf Amadea und sich zukommen. Er kannte sie nicht, doch sie schien etwas von ihnen zu wollen, so zielstrebig und forsch war ihr schritt. Sie baute sich neben Amadea auf und betrachtet ihn mit einem herausfordernden Blick, dann verlangte sie von ihm, sich zu erklären. Es dauerte einen Augenblick bis Amadea reagierte, doch dann war ihre Reaktion heftig, im Gegensatz zu dem stehend, wie sie vorher noch apathisch dagesessen hatte: sie sprang auf und fiel der unbekannten Elfe, welche sie "Sonne" nannte um den Hals. Dann fing sie herzergreifend an zu schluchzen und brabbelte wirres Zeug. Davon dass er geschickt worden sei, sie zu den Hexern zu bringen. Davon, dass sie geopfert werden solle. Davon dass er mit den Hexern verkehre und davon dass sie solch furchtbare Angst hatte und nicht mehr glaubte lebend davon zu kommen. Connar trafen diese Worte mitten ins Herz und er war zutiefst betroffen, als sich der fragende Blick der Nachtelfe auf ihn richtete. Er konnte nur immer wieder beteuern, dass er nicht wisse wovon Amadea rede. Doch die Kleine schrie ihn an er sei ein Lügner, gekommen um sie zu töten. Es war einfach nicht möglich mit Amadea zu reden.
Sonnenstern gelang es nur mit Müh und Not, ihre Kleine Freundin soweit zu beruhigen, dass sie halbwegs verständliche Sätze hervorbrachte. Nach und nach kristallisierte sich aus dem nachfolgenden Gespräch das Geschehen heraus. Und bald hatten sie und der Paladin, welcher sich mittlerweile als Connar vorgestellt hatte, einen groben Umriss der Ereignisse. Beide kamen zu dem Entschluss, dass Zordias, mit seiner Meinung sehr nahe gelegen haben musste, als er glaubte Amadea sei besessen. Sie versuchten es ihr zu erklären, doch Amadea wollte nicht auf sie hören. Sobald das Gespräch in irgendeiner Weise auf die Hexer zu sprechen kam, schrie sie hysterisch auf und der gehetzte Blick einen kleine Rehkitzes kam zurück. Letztendlich gelang es ihnen, Amadea zu überzeugen, das ihr geholfen werden müsste.
Amadea versprach ihnen, mit ihnen zu kommen und so brachten sie sie nach Eastvale, zu Connars Großvater, welcher sich um sie kümmern würde, bis Connar eine Lösung gefunden hatte. Amadea gefiel die Idee eingesperrt zu sein, ganz und gar nicht. Aber sie durfte sich zumindest frei auf dem Gelände der Eastvales bewegen und so blieb sie dort. Sie vertraute vielleicht Connar und Zordias noch immer nicht, aber zumindest Sonnenstern war ihre Freundin, die ihr nichts schlimmes wollte. Also blieb Amadea dort und wartete auf die Dinge, die da nun kommen würden.
Désirée Becker
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